Was erwartet uns in diesem Jahr? Aktien!

Wer über Aktien sprechen möchte, kommt an Dr. Christoph Bruns von der Loys AG nicht vorbei. Bereits bei unserem Tag im Schloss konnte der Fondsmanager aus Chicago während der Podiumsdiskussion überzeugen und machte deutlich, welchen Stellenwert die Aktienanlage auch in Zukunft für ihn hat. Auch wir sind der festen Überzeugung, dass Aktien in jedes Depot gehören und möchten Ihnen seine sehr gute Kolumne aus dem Handelsblatt nicht vorenthalten.

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Benjamin Giesker 

 

ANLAGESTRATEGE Handelsblatt Online

Von Börsenrekorden nicht irre machen lassen! 

von Christoph Bruns

 

Von der ständigen Verkündung neuer Börsenkurshöchststände sollten sich die Anleger nicht irre machen lassen. Kurshöchststände sind keineswegs so sensationell wie etwa neue Höchstleistungen im Sport oder in der Technik. Während nämlich dem Sportler physische und der Technik physikalische Grenzen gesetzt sind ist es genau besehen eine Banalität, festzustellen, dass gute Unternehmen im Laufe der Zeit wertvoller werden.

Tatsächlich ist dies und nichts anderes das primäre Ziel jedes börsennotierten Unternehmens. Und die meisten Unternehmen erreichen ihr Ziel auch, nicht zuletzt mit Hilfe angemessener Incentivierung der Vorstände.

Mit solcher Nüchternheit betrachtet ist es dann gar nicht mehr so aufregend, den Dax in der näheren Zukunft die Marke von 10.000 Punkten erreichen zu sehen. Tatsächlich dürfte der Dax in zehn Jahren von heute, sofern sich die Wirtschaftsgeschichte nicht radikal anders verhält als in den letzten 100 Jahren, bei ungefähr 20.000 Punkten stehen. Das entspräche einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von gut sieben Prozent und läge damit ungefähr im Bereich dessen, was man von Aktienanlagen konservativerweise langfristig erwarten darf.

Zugleich darf man sicher sein, dass die kommenden zehn Jahre gute und schlechte Börsenjahre und auch Krisen aufweisen werden. Kluge Anleger werden schwache Börsenjahre zu Käufen nutzen und nach starken Haussephasen das Realisieren von Gewinnen nicht vergessen. Wer solcherlei antizyklische Regeln befolgt besitzt berechtigte Aussichten auf durchschnittliche Jahresrenditen, die deutlich oberhalb der genannten sieben Prozent liegen dürften.

Wie sich also zeigt, ist die Beteiligung an der Wirtschaft qua Aktie kein Hexenwerk sondern ökonomische Vernunft in Reinform. Leider hat uns das zu Ende gehende Jahr einmal mehr bestätigt, wie gering das Interesse der Deutschen an einer Beteiligung an der Wirtschaft ist.

Wie in anderen Lebensbereichen auch bedarf es wahrscheinlich des Eintritts einer Krise oder gar Katastrophe, um auf diesem Gebiet eine lange schon überfällige kollektive Verhaltensänderung herbeizuführen.

 

Weil sie das Gute nie gekannt…

Nun, die Krise ist da! Die negativen Realzinsen bringen eine enteignungsgleiche Wirkung hervor und benehmen viele Menschen der Möglichkeit, mit ihrem bisherigen Sparverhalten ihren Lebensstandard im Alter erhalten zu können. Die weltweit bekannte und belächelte Nominalsparwut der Deutschen führt nicht an das erhoffte Ziel hoher realer Rücklagen für die Zukunft. 

Es ist wie im Grimm´schen Märchen vom Hasen und vom Igel. Dort, wo die Zinssparer in ihrem traditionellen Glauben an superiore Eigenschaften nominaler Anlagen hinwollen, befinden sich die Aktiensparer bereits seit langem. Da der Hase angesichts negativer Realzinsen allerdings rückwärts läuft, hat er beim aktuellen Datenkranz auf absehbare Zeit keine Möglichkeit, sein Ziel überhaupt zu erreichen. 

Sei´s drum. Mit dem Preußenkönig Friedrich dem Zweiten, den man auch den Großen nennt, sage ich, dass jeder Anleger nach seiner Anlage-Façon selig werden soll. Was aber im Allgemeinen von den Börsianern im nächsten Jahr zu gewärtigen ist, das hat der von Goethe sehr geschätzte Christian Fürchtegott Gellert unnachahmlich in Gedichtform zum Besten gegeben, ohne dabei explizit an die Aktienanlage gedacht zu haben:

 

„Dass oft die allerbesten Gaben

Die wenigsten Bewundrer haben,

Und dass der größte Teil der Welt

Das Schlechte für das Gute hält:

Dies Übel sieht man alle Tage;

Allein wie wehrt man dieser Pest?

Ich zweifle, dass sich diese Plage

Aus unsrer Welt verdrängen lässt.

Ein einzig Mittel ist auf Erden!

Allein es ist unendlich schwer:

Die Narren müssten weise werden,

Und seht! sie werden’s nimmermehr.

Nie kennen sie den Wert der Dinge.

Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand;

Sie loben ewig das Geringe,

Weil sie das Gute nie gekannt.“ 

 

Aus Chicago Ihr Dr. Christoph Bruns. Christoph Bruns ist Fondsmanager und Mitinhaber der Fondsgesellschaft LOYS AG.

 

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