Ehrlich gesagt, hätten wir schon weitaus früher die Meldung erwartet, dass die Firma Prokon kurz vor der Insolvenz steht. In unzähligen Beratungsgesprächen und bei vielen Kundenveranstaltungen haben wir immer auf die Risiken hingewiesen und unseren Kunden von einer Anlage – trotz der sehr verlockenden Renditen – abgeraten.
Trotzdem hat es Prokon geschafft, 75.000 Anleger für ihr System zu begeistern und ca. 1,4 Milliarden Euro über Genussrechte einzusammeln. Durch die Berichterstattung in der Presse und das stärkere Bewusstsein der Anleger, welchen Gefahren sie bei Genussrechten gegenüberstehen, kam es in den letzten Monaten zu vielen Kündigungen. Für ein {aus unserer Sicht} „Schneeballsystem“, das immer wieder neue Anleger benötigt, um die versprochenen Renditen für die alten Anleger zahlen zu können, ist das ein riesen Problem, da sie einen Großteil des Kapitals für alte Verpflichtungen gleich weiterreichen müssen. Die logische Folge, die von uns auch schon lange prognostiziert wurde, ist die Insolvenz!
Im Fall Prokon wird das Insolvenzverfahren wohl am 20. Januar 2014 amtlich. Bis dahin sollen die verbleibenden Anleger entscheiden, ob sie ihr Geld abziehen oder ob sie den Weg mit Prokon weitergehen. Hier geht die Geschäftsleitung von Prokon in die Offensive und spricht bereits auf ihrer Homepage von einer Planinsolvenz, falls weiteres Kapital abfließt. Erfahrungsgemäß lässt sich die Planinsolvenz aber nicht mehr umgehen.
Wir hoffen, dass keiner unserer Leser jemals Genussrechte von Prokon erworben hat. Sollte dies doch der Fall sein, müssen Sie sich – vernünftigerweise – auf einen Totalverlust einstellen.
Prokon ist in der jüngeren Geschichte kein Einzelfall. Denken Sie z.B. an die Lehmann Brothers Zertifikate zurück, die ebenfalls mit hohen Renditen gelockt haben. Auch hiervor haben wir Sie gewarnt. Letztendlich müssen Sie immer vorsichtig sein, wenn deutlich höhere Renditen versprochen werden, als das marktübliche Zinsniveau überhaupt leisten kann. Gerade wenn es um „sichere Renditen“ geht, müssen Sie heutzutage alles über 1 – 2% p.a. kritisch „unter die Lupe nehmen“.
Fälle wie Prokon, Lehman & Co. wird es in den kommenden Jahren immer wieder geben. Die Unternehmen sammeln das Geld am „grauen Kapitalmarkt“ ein, der keinen strengen Regeln unterliegt. Trotzdem scheint der unregulierte Markt für viele deutsche Anleger vermeintlich „sicherer“ zu sein, als der Aktienmarkt, der jeden Tag {unter strengen Regeln} transparente Ergebnisse liefert. Und dabei ist er auch noch sehr liquide: Selbst bei starken Rückgängen der Aktienmärkte, konnten die Anleger immer noch selber entscheiden, ob sie weiterhin investiert sein oder die Anlage – trotz unerfreulicher Kurse – verkaufen möchten. Dieses Privileg genießen die Anleger von Prokon nicht mehr…
Es bleibt die Hoffnung, dass die Prokon-Pleite vielen Investoren die Augen öffnet und die Vorteile von transparenten und liquiden Märkten – gerade in Deutschland – im Anlegerbewusstsein stärker nach vorne rücken.
Ihr Marcel Springer