So niedrige Zinsen gab es in der Geschichte noch nie! Diese Behauptung ist schnell ausgesprochen und eigentlich ist man sich auch sehr sicher, dass bei der derzeitigen „Nullzinspolitik“ die These schon stimmen wird. Der Chefökonom der Bank von England ist der Sache einmal auf den Grund gegangen und tief in die Geschichte eingetaucht. Genauer gesagt hat er die kurzfristigen Zinssätze der jeweils wichtigsten Finanzmärkte über 5000 Jahre betrachtet.
Im Jahr 3000 v. Chr. wurden noch stattliche 20 Prozent gezahlt. Damals fand der „Geldverleih“ noch zwischen den einzelnen Personen statt. Das Ausfallrisiko war demnach deutlich höher als bei der heutigen Haftung über die Kreditinstitute. Anschließend hielt sich der Zins über Jahrhunderte auf einem einheitlichen Niveau. Selbst als die ersten Notenbanken gegründet wurden, kam nicht viel Bewegung in die Sache: Die Bank von England änderte die ersten 128 Jahre nach ihrer Gründung erstmal nichts. Auch zwischen 1719 und 1822 blieb der Zinssatz 103 Jahre unverändert.
Die Rolle der Notenbanken hat sich stark verändert. Der Leitzins gilt heute als wichtigstes Instrument zur Steuerung der Konjunktur und wird dementsprechend auch sehr häufig angepasst. Eine Phase mit null Prozent Zinsen gab es in der Geschichte übrigens noch nie. Damit schreiben die Notenbanken derzeit an einem neuen finanzhistorischen Kapitel.
In den USA stehen die Chancen nicht schlecht, dass in naher Zukunft die „Null“ wieder verschwindet – in Europa bleiben die Zinsen auch noch in den kommenden Jahren auf dem tiefsten Niveau seit 5000 Jahren. Warum Anlagen mit null Prozent Verzinsung trotzdem in Deutschland weiterhin nachgefragt werden, bleibt ein großes Rätsel. Vielleicht wollen die heutigen „Sparkonteninhaber“ auch Geschichte schreiben. Das Potential ist da, die erste Generation zu werden, die für den langfristigen Verleih von Kapital keinen Zinsen haben möchte.
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