Zu der aktuellen Entwicklung an den globalen Märkten hat das Handelsblatt einen Artikel veröffentlicht, der auch unsere Sichtweise auf die Börsen gut widerspiegelt:
Auszug aus dem Handelsblattartikel
… Krisenstimmung an den Märkten. Schon wieder. Die Sorge um Chinas Konjunktur geht um und lässt die Emotionen an der Börse hochkochen. Der Dax ist sogar unter die Marke von 10.000 Punkten gerauscht, was bei empfindsamen Gemütern und nicht minder empfindsamen Computern heftige Reaktionen auslöst. Viele verlieren die Nerven und wollen nur noch eins: raus aus Aktien. Doch liebe Anleger: Ihr reagiert zu heftig! …
… Die Sorgen um Chinas Wirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Weltkonjunktur mögen berechtigt sein, trotzdem ist die Panik an den Märkten übertrieben, wieder mal. Anleger erinnern sich noch gut an den schwarzen Montag. Damals, im August 2015 waren die Ausschläge ähnlich heftig. Der Dax reagierte, als ob die Weltwirtschaft und vor allem die deutschen Konjunktur in die Rezession gerutscht wären. Eine totale Überreaktion.
Doch das sehen Aktionäre oft nicht. Sie haben nur ihren schmelzenden Depotwert vor Augen. Angesichts hoher Verluste hinterfragen gerade Privatanleger ihre Engagements, und zwar nicht nur die in Autowerte, die in vielen deutschen Depots liegen. Die Aktie an sich ist auf einmal brandgefährlich, das Vermögen in Gefahr. Sie lassen sich anstecken von der Panik anderer Investoren.
Doch das ist falsch. Wer im August überstürzt sein Depot leer räumte, gar Fondssparpläne kündigte und damit seine langfristige Strategie über den Haufen geschmissen hat, machte einen Fehler. Schon ein paar Tage später sah die Börsenwelt nicht mehr ganz so stockdunkel aus, ein paar Wochen später waren die Kursverluste so gut wie wett gemacht.
Solche Überreaktionen gehören an der Börse dazu. Es hat sie immer gegeben, und es wird sie immer wieder geben. Investoren neigen zu Panik und Herdentrieb. Schon der legendäre André Kostolany sagte, dass die Börse zu 90 Prozent aus Psychologie besteht. Im Umkehrschluss heißt das, nur zehn Prozent sind Fakten.
Aber der Börsenaltmeister zielte damit auf die kurzfristige Börsenentwicklung ab, langfristig zählen nämlich sehr wohl die Fakten. Und die sind nicht so schlecht, wie die Abschläge an den Börsen meinen lassen. Experten erwarten für dieses Jahr immer noch ein Wachstum der Weltwirtschaft von etwa drei Prozent – von Krise keine Spur. Auch wenn sich die Aussichten etwas eingetrübt haben. Die Weltbank hat deshalb gerade erst ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2016 auf 2,9 von zuletzt 3,3 Prozent gekappt. Grund sei ein voraussichtlich schwächerer Konjunkturverlauf in einer Reihe von Schwellenländern. Das könne sich erheblich auf den Rest der Welt auswirken, so die Weltbank.
Auch der bekannte US-Investor George Soros zeigt sich angesichts des anhaltenden Negativtrends an Asiens Märkten besorgt. Die globalen Märkte stünden einer Krise gegenüber, Investoren müssten nun äußerst vorsichtig sein, sagte Soros beim Wirtschaftsforum in Sri Lanka. China habe Schwierigkeiten ein neues Wachstumsmodel zu finden. Dieses Problem stecke auch den Rest der Welt an. Nicht zuletzt die jüngste Zinsanhebung stelle die Schwellenländer vor große Herausforderungen.
Das stimmt natürlich alles, aber deshalb an den Weltmärkten gleich in den Krisenmodus zu schalten, ist übertrieben. Natürlich wächst die Wirtschaft in China langsamer als früher, aber eine Überraschung ist das eigentlich nicht. Das war abzusehen und von der chinesischen Regierung auch gewollt. Warum also jetzt die Hysterie? Das Land baut sein Wirtschaftsmodell um, und das ist mit einem Rückgang des Wachstums verbunden. Das ist aber alles nicht neu.
Auch die extremen Ausschläge an Chinas Börsen sind keine echte Überraschung. Chinas Anleger ticken anders als die amerikanischen, und erst recht als die risikoscheuen Deutschen. Die Chinesen sind extrem risikofreudig, mitunter werden sie gar als Zocker tituliert. Sie gehen heiße Wetten ein, gerne auch kreditfinanziert. Befeuert wurde das lange Zeit sogar von der Regierung. Die versucht nun einzudämmen, was sie selbst angezettelt hat.
Nach dem Einbruch zum Wochenanfang hatte die chinesische Regierung Milliarden in den Markt gepumpt. Auch wurden neue Maßnahmen angekündigt, um die Kurse zu stützen, was kurzfristig auch gelungen war. Doch fehlt das langfristige Vertrauen der Anleger.
Davon sollten sich Privatanleger hierzulande aber nicht anstecken lassen und ihre Strategie über Bord werfen, nur weil es an der Börse gerade mächtig kracht. Auch wenn die Verluste schmerzen: Durchhalten sollte die Devise langfristig orientierter Anleger lauten. Auch diese Krise wird vorüberziehen, egal wie heftig sie auch noch werden und wie lange sie dauern wird.
Aktien sind die erfolgreichste Anlageklasse überhaupt – langfristig wohl gemerkt. Die Rendite kann sich durchaus sehen lassen, allen Kursschwankungen und Crashs zum Trotz. Und schaut man sich die Entwicklung des Dax von 1965 bis 2014 an, dann verschwindet das Risiko von Verlusten ab einem Anlagehorizont von 13 Jahren vollständig, wie das Deutsche Aktieninstitut berechnet hat. Unter allen 41 möglichen Zehn-Jahreszeiträumen seit 1965 waren überhaupt nur zwei Perioden mit einem Verlust in einer breit gestreuten Aktienanlage – nämlich Ende 1998 bis Ende 2008 sowie Ende 1999 bis Ende 2009. Die Durchschnittrendite aller Zehn-Jahreszeiträume lag dagegen bei jährlich 8,1 Prozent. Anleger konnten also innerhalb von nur zehn Jahren ihr Vermögen mehr als verdoppeln.
Vielleicht steht uns ein extrem schlechtes Börsenjahr bevor, vielleicht erleben wir nach sieben guten Jahren nun den Crash. Wer aber langfristig investiert, sollte solche Turbulenzen einfach aussitzen – und vielleicht sogar zum Einstieg nutzen. Ein langer Atem wird an der Börse belohnt. Aber eins muss klar sein: An der Börse sollten Anleger nur Geld investieren, was sie in den kommenden Monaten und sogar Jahren nicht brauchen. Sonst könnten sie heftige Kursrücksetzer, wie wir sie derzeit erleben, übel erwischen. …
Fazit: Halten Sie an Ihrer Strategie fest und bewahren Sie in turbulenten Marktphasen Ruhe und Geduld. Leider werden uns die Schwankungen auch 2016 ständig begleiten. Wir haben in den letzten Tagen mit verschiedenen Fondsmanagern gesprochen und uns noch einmal persönlich von den Strategien überzeugt. Wie immer haben die Profis die Rückgänge genutzt, um günstig nachzukaufen. Wer das besonders clever angestellt hat, werden wir wahrscheinlich schon bald beobachten können – denn auf jede Korrektur folgte in den letzten Jahren auch eine relativ schnelle Erholungsphase!
Ihr Stansch – Team