Seit letzter Woche wissen wir, dass ein historisch niedriger Leitzins immer noch weiter fallen kann. In Europa heißt es ab sofort „Nullkommanichts“. Für Banken heißt es sogar -0,4%! Wenn die Geldinstitute kurzfristig Rücklagen bei der Zentralbank parken möchten, werden immer höhere Gebühren fällig.
Erste Reaktionen gab es bereits aus der Wirtschaft: Der Sparkassenverband bereitet alle Kunden auf höhere Kontogebühren vor und der Rückversicherer Münchener Rück hortet Bargeld und Gold mittlerweile lieber im eigenen Keller als bei der Zentralbank. Großbanken erheben sogenannte Guthabengebühren für institutionelle Anleger. Dass Privatanleger von diesen Gebühren verschont bleiben, scheint aus unserer Sicht immer mehr ein Wunschdenken zu sein. Die Sparkasse in Oberhausen macht mittlerweile kein Geheimnis mehr daraus, dass man über neue Großkunden mit Millionenbeträgen nicht mehr begeistert sei.
Während die Zinsen in Europa weiterhin fallen, plante die USA mit stetigen Zinserhöhungen. Der erste Schritt wurde bereits im letzten Jahr vollzogen und für 2016 waren weitere Anhebungen vorgesehen. Gestern hat sich die amerikanische Notenbank FED nicht getraut, die Zinsen um weitere 0,25% anzuheben. Dies macht einmal mehr deutlich, dass eine Stabilisierung der Wirtschaft nicht mit regelmäßigen Zinserhöhungen möglich ist. Um Stärke zu zeigen, wird die FED in diesem Jahr voraussichtlich noch einmal aktiv – sie wird den Zeitpunkt aber mit Bedacht wählen.
Ziel aller Maßnahmen bleibt es, den Konsum anzukurbeln und die Inflation auf mindestens 2% zu treiben. Letzteres scheint momentan {allein aufgrund des niedrigen Ölpreises} nicht so einfach zu sein und erfordert weitere geldpolitische Maßnahmen.
Wohin nun mit dem Ersparten? Auf der Bank entstehen Kosten und Zinsen werden in den kommenden Jahren auch keine mehr gezahlt. Alles abheben und unter das berühmte „Kopfkissen“ legen ist spätestens dann keine Option mehr, wenn die Zentralbanken es schaffen, die Inflation anzukurbeln. Am Ende kristallisiert sich wieder einmal die Aktie als sinnvollste Anlage heraus. Kursschwankungen müssen vom Anleger akzeptiert werden. Der Chef der o.g. Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, sieht noch eine weitere Option: Er kauft Gold als Versicherung und reduziert seine Liquiditätsbestände auf das Nötigste. Aus unserer Sicht ist eine Kombination von aktienorientierten Investmentfonds und Gold {als Versicherung} nicht die schlechteste Idee im derzeitigen Umfeld.
Viele Grüße – Ihr Stansch-Team