Noch nie standen die Aktienmärkte in den USA so hoch wie in diesem Jahr. Der sehr breit gefasste S&P 500 Index stieg erstmals über die Marke von 3.000 Punkten und befindet sich weiterhin in einer der längsten Aufwärtsphasen seiner Geschichte.
Dieser lang anhaltende Börsenboom in den USA dauert jetzt schon mehr als 10 Jahre. Die Frage, die sich viele Investoren stellen, ist: kann es wirklich sein, dass die Kurse seit nunmehr 10 Jahren steigen? Oder stecken dahinter unter Umständen Manipulationen, die bald zu einem bösen Erwachen führen…
Was machen die Unternehmen gerade?
Viele Unternehmen nutzen die wirtschaftlich gute Phase und geben ihre Barreserven, auf die sie mitunter auch Strafzinsen zahlen müssten, für Aktienrückkäufe aus. Sie holen quasi ausgegebene Aktien wieder zurück, sofern sie ihre eigenen Aktien für unterbewertet halten. Ein Kursanstieg ist daher aus Sicht der Unternehmen nicht nur gewollt, sondern auch vollkommen berechtigt.
Wie nachhaltig ist dieser Anstieg?
Ein Aktienrückkauf-Programm ist nur dann nachhaltig, wenn auch die breite Aktionärsschicht eine ähnliche Auffassung vertritt und das gestiegene Kursniveau nicht nutzt, um Positionen mit Gewinn zu verkaufen, sondern weiterhin investiert bleibt. Einzig und allein mit den Aktienrückkäufen den Bewertungsanstieg bzw. die neuen Höchstwerte zu begründen, ist jedoch zu kurz gedacht. Denn auch die Netto-Gewinne der Unternehmen im S&P 500 sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Schauen wir einmal ins Jahr 2005 zurück: Seit damals haben sich die Gewinne insgesamt und auch je Aktie bis heute ziemlich genau verdoppelt. Die Gewinne der Unternehmen stiegen von 0,6 Billionen US-Dollar auf knapp 1,2 Billionen US-Dollar Ende 2018. Der Index verdoppelte sich von 1.250 Punkten auf 2.500 Punkte.
Bemerkenswerte Entwicklung – aber den Zins nicht vergessen
Über die Jahre ist der Zins immer weiter gefallen und befindet sich jetzt auf einem Niveau unter „0“. Durch diesen Rückgang sind nahezu alle Anlagen deutlich gestiegen. Schauen Sie sich die Immobilien an, die man durchaus als deutlich teurer gegenüber 2005 betrachten wird. Einzig die Aktie {wenn man sich den breiten Markt anschaut und nicht auf Einzeltitelebene geht} ist in ihrer Bewertung nicht gestiegen.
Muss man sich Sorgen um die Aktienmärkte machen?
Aufgrund dieser Zahlen ist es nur schwer nachvollziehbar, warum immer wieder die Aktien als „zu teuer“ genannt werden. Trotz der großen Aktienrückkaufprogramme wurde der Gewinn je Aktie nicht signifikant nach oben gezogen und bleibt daher in der Bewertung günstig. Es hat schon eine gewisse Ironie, wenn speziell Anleger in Deutschland die Gründe für die Rallye an den US-Aktienmärkten in staatlichen und unternehmerischen Eingriffen sehen. Unser heimischer Leitindex DAX stieg in diesem Jahrtausend um etwa 5.300 Punkte. Was nur Wenige wissen ist, dass dieser Anstieg zu 100% auf Dividenden zurückgeht und somit auf die hierzulande gängige Form der Gewinnausschüttung. Die Einrechnung der Dividende ist übrigens bei vielen internationalen Leitindizes eher unüblich.
Wo wäre der DAX heute ohne Dividende?
Im Umkehrschluss muss man davon ausgehen, dass der deutsche Aktienindex deutlich tiefer stehen würde, wenn diese Gewinnausschüttungen über Dividenden nicht erfolgt wären. Aber vielleicht hätten Unternehmen diese eingesparten Ausschüttungen anders verwendet und Aktien zurückgekauft, wie wir es momentan in den USA sehen.
Es ist richtig, dass wir uns in einer der längsten Aufschwungphasen an den weltweiten Aktienmärkten befinden – allerdings macht es keinen Sinn, daraus eine Chancenerhöhung für Korrekturen zu sehen. Gerade im Aktienbereich sind die Bewertungen weiterhin gut und auch kam es in der aktuellen Aufschwungphase zu deutlich weniger Übertreibungen als in den vergangenen, positiven Phasen.
Bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu und lassen Sie sich nicht von neuen Höchstständen verunsichern – diese werden Sie in den kommenden Jahren immer wieder begleiten!
Ein schönes Wochenende wünscht
Ihr Stansch-Team