Wer soll das bezahlen?

Im September 2020 betrug das Haushaltsdefizit der USA für das abgelaufene Haushaltsjahr 3,132 Billionen US-Dollar. Das sind rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des gesamten Landes.

Um einmal ein Gefühl für diese Summe zu bekommen, hilft es uns, sie einmal in Relation zu anderen Ereignissen zu setzen:

Das Defizit ist ungefähr genauso hoch, wie in den vier vorangegangenen Jahren zusammen.

Und es ist auch mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2009. Damals mussten die Folgen der Finanzkrise bekämpft werden.

Finanzierbar ist das alles durch einen bislang kaum vorstellbaren Schulterschluss von Regierungen und Notenbanken. Letztere finanzieren, was immer der Staat braucht. Irgendwann wird diese Form der Staatsfinanzierung an ihre Grenzen stoßen – spätestens dann, wenn die Menschen das Vertrauen in beliebig vermehrbares „Papiergeld“ verlieren.

Auch die Bilanzen der Notenbanken sind in den letzten Jahren explodiert. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ist die Bilanzsumme der US-Notenbank von 0,9 Billionen US-Dollar auf über 7 Billionen US-Dollar angeschwollen und in Europa von 1,3 Billionen Euro auf mittlerweile 7 Billionen Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist die Bilanzsumme der US-Notenbank Federal Reserve fast so stark gestiegen wie in den zwölf Jahren zuvor.

Für viele Menschen sind diese Entwicklungen erstmal sehr abstrakt, da sie ja auch keinen persönlichen Einfluss auf das Leben haben. Sehr real werden sie, wenn das Geld spürbar von Jahr zu Jahr an Wert verlieren würde. Aber ohne diese Inflation, das ist eine Erkenntnis der vergangenen Jahre, sehen die Menschen aber keinen Anlass zur Sorge. Das ändert sich aber schlagartig, wenn die Preise spürbar und dauerhaft steigen. In diesem Szenario erscheint den Menschen die Hortung von Geld und unverzinsten Guthaben als Dummheit.

Wir wissen allerdings, dass die Notenbanken den Geist, den sie gerufen haben, nicht mehr zurück in die Flasche bringen können. Die Bekämpfung steigender Inflationsraten durch deutliche Zinserhöhungen wird zukünftig nicht mehr möglich sein, denn die steigende Zinslast würde viele Staaten, Unternehmen und private Schuldner in den Ruin führen. Deshalb werden die Notenbanken an ihrer Tiefzinspolitik festhalten müssen.

Die Entschuldung der Staaten funktioniert halt nur noch über niedrige Zinsen und eine steigende Inflation. Eine Art Blaupause für diese sogenannte Finanzielle Repression gab es in den 1942 bis 1954 in den USA. Damals wurde der Höchststand der Schuldenquote Ende 1946 mit 119 Prozent erreicht und fiel bis 1954 auf 69 Prozent. Das gelang, weil das nominale Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum bei rund sieben Prozent p.a. lag (Realwachstum 3,1 Prozent, Inflationsrate 3,9 Prozent) und niedrige Zinsausgaben den Staatshaushalt entlasteten. Deutschland musste damals zur Reduzierung seiner Schuldenquote notgedrungen einen anderen Weg gehen: Eine Währungsreform verbunden mit einem Lastenausgleich für Immobilienbesitzer.

Wir müssen uns einfach darauf einstellen, dass sich einige Entwicklungen seit Corona beschleunigt haben. Für uns ist diese Thematik bei der Investitionsentscheidung das wichtigste Kriterium.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

 

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