Der Blick nach China

Die weltweiten Börsen eilen momentan von einem Rekord zum anderen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Anleger zunehmend mehr mit möglichen Risiken auseinandersetzen müssen. Keiner möchte auf dem Höchststand einsteigen und rückblickend zu sich sagen „es war doch klar, dass es mal wieder runtergehen musste“. In diesem Zusammenhang muss man auch nach China schauen – dort kann es schon bald wieder Zinsen geben.

Nach den harten Kursverlusten angesichts des weltweiten Ausbruchs der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ist der Optimismus an den Finanzmärkten längst wieder zurückgekehrt. Jeder einzelne merkt gerade, dass in seinem Umfeld viel passiert. Während man vor ein paar Wochen nur wenige kannte, die bereits geimpft waren, hat sich das Blatt jetzt gedreht. Nachdem wir zuletzt immer auf die USA geschaut haben, die deutlich schneller geimpft haben als wir in Europa, steigt die Zahl der Impfungen jetzt auch hier deutlich an. Die wirtschaftlichen Aussichten hellen sich angesichts der enormen staatlichen Hilfspakete auf und die Börsen notieren deutlich im Plus. Vor allem seit Beginn des Jahres wurde an den wichtigsten Aktienmärkten eine ansehnliche Wertentwicklung erreicht.


Sie kennen unsere Meinung: Ohne Zinsen gibt es langfristig keine Alternative zu Aktien. Und einen Zinsanstieg, der den Namen auch verdient hat, sehen wir momentan nicht. Das gilt als sicher – zumindest mit Blick auf Europa und den USA.


Was passiert aber, wenn sich die chinesische Notenbank, die People‘s Bank of China (PBoC), angesichts der Wirtschaftsdynamik entschließen würde, die Zinsen zu erhöhen? Investoren haben sie bei der Betrachtung der Zinsentwicklung in der Regel nicht auf dem Schirm. Sie achten meist nur auf die US-Notenbank, die EZB und allenfalls noch auf die Bank of Japan.

Wenn China einseitig die Zinsen anheben würde, dürfte der chinesische Renminbi aufwerten. Ausländische Anleger könnten wegen der wesentlich höheren Zinsen in chinesische Anleihen investieren. Der Mittelzufluss würde die Währung beflügeln. Zumindest so lange, bis die chinesische Notenbank ihre Entscheidung revidieren würde, etwa weil die Abkühlung der wachstumsstarken chinesischen Wirtschaft durch Zinsanhebung und Währungsaufwertung etwas zu heftig verlaufen würde.

Ein solches Szenario hätte zumindest temporär negative Auswirkungen auf die Rohstoffpreise und würde unsere Importgüter aus China zwischenzeitig deutlich verteuern. Unruhe bei vielen Investoren wäre garantiert, Verwerfungen an Anleihe- und Aktienmärkten denkbar. Auch wenn eine Zinsanhebung wohl erst in einigen Jahren in greifbare Nähe rücken könnte, werden die Handlungen der PBoC für Investoren stetig relevanter werden.

Wir können es immer häufiger beobachten, dass unser globales System auch von zunächst regionalen Themen beeinflusst wird. Es wird daher immer wichtiger, einen Weitblick zu haben und über die eigenen Grenzen hinaus zu denken. Dies gilt nicht nur für mögliche Chancen, sondern ebenfalls für Risiken – auch wenn Sie überhaupt nicht in China investiert sind.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

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