Am Mittwoch stand in den USA die Sitzung der Notenbank {kurz: FED} auf dem Programm. Das Ergebnis: Die Anleihenkäufe werden schneller reduziert als zunächst gedacht und der Leitzins soll in den kommenden Jahren stufenweise erhöht werden. Einen Tag später war die Europäische Zentralbank {kurz: EZB} am Zug. Auch die Währungshüter in Europa wollen die Anleihenkäufe beenden – am Leitzins wird hierzulande allerdings nicht gerüttelt.
Im letzten Jahr hätte ein steigender Leitzins wohl noch für große Verunsicherung gesorgt. Die Investoren an den Aktienmärkten müssen genau schauen, wie sich die Zinsen entwickeln. Allerdings gibt es seit Kurzem eine Inflations-Entwicklung, die ebenfalls genau beobachtet werden muss. Coronabedingt ist die Inflation in den USA auf fast 7% gestiegen. Das bedeutet, dass unverzinstes Geld in 5 Jahren gut 30% der Kaufkraft verliert! Negativzinsen und Gebühren kommen ggfs. noch hinzu. Die FED plant eine Leitzinserhöhung bis Ende 2022 auf 0,9% – der Einfluss dieser Zinserhöhung dürfte also überschaubar bleiben.
Durch die Politik der anderen Notenbanken wird die EZB trotzdem zunehmend in Erklärungsnot geraten. Bei einer europäischen Inflation von zurzeit 4% wird man auch einen Weg aus der ultralockeren Geldpolitik suchen müssen. Allerdings scheint es ein Problem zu sein, die Leitzinsen zu erhöhen – gerade für die Länder im Süden Europas.
Die Kapitalmärkte nehmen vor allem die Entscheidung der FED positiv auf. Sie sorgt für mehr Klarheit, ohne dass die Gefahr bestünde, das Wirtschaftswachstum abzuwürgen. In den letzten Jahren waren die Aktienmärkte getrieben vom Nullzins und einer Unmenge an Kapital, das die Notenbanken geschaffen haben. Aktienmärkte können aber auch steigen, wenn sie robust und weiterhin alternativlos sind. Auch ohne die ultralockere Geldpolitik dürften die Börsen relativ stabil bleiben.
Für den Start ins Jahr 2022 lassen sich daraus mehrere Thesen ableiten:
- Die Inflation wird auf einem verhältnismäßig hohen Niveau verbleiben, auch wenn sie von der Spitze wieder fällt.
- Aktien bleiben alternativlos, um einen realen Werterhalt zu erzielen.
- Gold ist die beste Ergänzung zu Aktien.
- Die Anpassung des Leitzinses in den USA wird keinen unmittelbaren Einfluss auf die Zinsmärkte haben. Es wird auch Ende 2022 keine Bank geben, die Guthaben wieder mit 1% verzinst.
- „Strafzinsen“ von 0,5% auf Einlagen bei Banken wird es auch in Zukunft geben – auch für kleinere Rücklagen
Neben der Pandemie haben wir mit der Inflation und den Zinsen zwei große Themen an den Kapitalmärkten. Trotzt leichter Anpassungen am Zins, die übrigens auch immer wieder rückgängig gemacht werden können, sehen wir keinen Anlass für eine Korrektur unseres Weltbilds.
Einen schönen 4. Advent und beste Grüße aus Bückeburg
Ihr Stansch-Team