„Tagesgeld-Knaller“- oder: wenn nach ein paar Monaten die Luft raus ist

Die wohl größte deutsche Boulevardzeitung titelt in dieser Woche Folgendes:

 

 

4 % Zinsen gibt es wieder zu verdienen – ganz einfach auf dem Tagesgeld. Ab dem 01.09. soll es losgehen. Die Besonderheit: Der Zins liegt oberhalb der Einlagenzinsen der Europäischen Zentralbank. Dieser beträgt aktuell 3,75%. Die Bank legt bei dem Angebot noch drauf – verschenkt also auf eigene Rechnung 0,25%.

Kein Knaller-Angebot ohne das Kleingedruckte

Wer ein Tagesgeldkonto eröffnen möchte, braucht erst einmal ein Girokonto bei der Bank. Die Basisversion ist zwar kostenlos – wer für Überweisungen & Co. nichts bezahlen möchte, benötigt jedoch eine kostenpflichtige Variante.

Der Zins von 4% ist nur bis zum Ende des Jahres garantiert. Bei Zinsangeboten handelt es sich allerdings um Jahresrenditen – die Topkonditionen werden nur noch bis zum 31.12.23 und somit lediglich für 4 Monate bezahlt. Einfach gerechnet, werden bis zum Jahresende nur 1,3% Zinsen auflaufen. Anschließend gibt es einen variablen Zins, der momentan bei 1,75% liegt und damit deutlich unter den „Knaller-Konditionen“. Wer mehr als 100.000 Euro anlegen möchte, kann von den 4% Zinsen ebenfalls nicht profitieren, denn die maximale Einlagesumme ist auf 100.000 Euro begrenzt.

Zudem haben wir in den vergangenen Monaten schon Bankenpleiten gesehen und warnen davor, nicht jedes Angebot wahrzunehmen. Die Bonität der Bank ist auch in diesem Fall sehr wichtig. Natürlich gibt es den Einlagensicherungsfonds, der Bankeinlagen bis 100.000 Euro schützen soll. Dieser ist jedoch nicht besonders groß und wäre z.B. viel zu klein, um eine Commerzbank „aufzufangen“. Ob und wann in einem Sicherungsfall das Geld ausgezahlt wird, lässt sich nur schwer vorhersagen.

Übrigens: Investmentfonds sind von einer möglichen Bankenpleite nicht betroffen. Das Kapital muss bei den Banken als Sondervermögen geführt werden und liegt nicht auf deren Bilanz. Ein deutlicher Vorteil in diesem Zusammenhang.

Auf ein Wort: In der heutigen Zeit ist ein Angebot mit 4% Zinsen eine kostengünstige Art, Werbung zu schalten. Die Direktbank legt bei dem Angebot wahrscheinlich nicht drauf und ist momentan in den Medien omnipräsent. Ob es in Zukunft zielführend ist, eine Art Tagesgeldhopping vorzunehmen, um z.B. 0,2% höhere Zinsen im Jahr zu bekommen, halten wir für fragwürdig. Auch lassen sich die Angebote oft nicht richtig vergleichen, da Einlagenhöhe und Zinsbindung stark variieren. Und bei einer Kerninflation von über 6% in Deutschland, reden wir trotz gestiegener Zinsen immer noch nicht über einen realen Werterhalt.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

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