In Lehrbüchern gibt es eine einfache Formel: Die Aktienkurse steigen, wenn die Zinsen zurückgehen. Aber stimmt das auch immer? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Wir sind gut in das Börsenjahr 2024 gestartet. Sowohl die breit gestreuten US-Indizes als auch unser heimischer Dax haben in diesem Jahr schon neue Rekordstände verzeichnet. Und es könnte grundsätzlich noch besser werden. Denn der Zyklus, in dem die Zinsen ständig erhöht wurden, gehört offenbar der Vergangenheit an und es könnte eine Phase fallender Zinsen beginnen.
Nehmen wir einmal an, die Zinsen fallen ab dem 2. Halbjahr. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Aktienmärkte sofort ansteigen werden? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der positive Effekt fallender Zinsen auf die Aktienkurse zeitlich verzögert einsetzen kann und dass es in der Zwischenzeit durchaus auch einmal zu Kursverlusten kommen kann. Zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 zum Beispiel hat die EZB das Zinsniveau in mehreren Schritten von 4,25% auf 1% gesenkt. Bis zu seinem Tief benötigte der Dax von der ersten Zinssenkung an rund 5 Monate – erst danach ist er kräftig gestiegen und hat sogar neue Höchststände erreicht.
Dass Aktienmärte nicht unmittelbar auf Zinssenkungen reagieren, hat auch etwas damit zu tun, warum die Zinsen gesenkt werden. In der Regel passiert dies ja, wenn die Wirtschaft Unterstützung benötigt. Folglich warten viele Investoren erst einmal ab, ob die Zinssenkungen auch einen positiven Effekt haben. Aktuell haben wir – bezogen auf Deutschland –eine deutliche Abkühlung der Wirtschaft. Dabei kann man sicherlich darüber streiten, welchen Anteil die Politik hierzu beigetragen hat. Die Zinsanstiege der vergangenen Jahre hatten das Ziel, die Inflation zu bekämpfen. Das hat auf den ersten Blick auch geklappt – obwohl wir davon ausgehen, dass uns das Thema noch länger begleiten wird. Somit ist der derzeitige Grund für Zinssenkungen vielleicht nicht mit den o.g. Gründen – global gesehen – vergleichbar.
Wir glauben, dass der Effekt fallender Zinsen durchaus unmittelbar einen positiven Einfluss auf die Aktienmärkte haben kann. Wenn sich schon jetzt zumindest eine leichte wirtschaftliche Trendwende zum Besseren in diesem Jahr abzeichnet, warum sollte es dann noch zu größeren Kursrückgängen kommen? An der Börse gibt es schließlich kein Drehbuch. Die Vergangenheit kann ein Indikator für die aktuelle Situation sein, sie schreibt sie aber nicht vor.
Was können Sie als Anleger in der aktuellen Situation tun? Eine breite Struktur hilft auch hier. Der Fokus sollte auf Aktien liegen, die einerseits von rückläufigen Zinsen profitieren, aber auch mit einer vorübergehenden Abschwächung der Konjunktur gut zurechtkommen – unsere ausgewählten Aktien- und Mischfondsmanager haben hierauf vermehrt den Fokus gelegt.
Auf ein gutes Anlagejahr 2024!
Herzlichst, Ihr Stansch-Team