Die Inflation sinkt – bleibt aber hoch

In den USA ist in dieser Woche die Inflation von 9,1% auf 8,5% gefallen. Ein deutlicher Schritt nach unten. Wirkt jetzt die Politik der internationalen Notenbanken und kann die Inflation überhaupt wieder auf ein Niveau von 2% zurückgeführt werden?

Erstmals seit Jahrzehnten wird die Inflation wieder von vielen Menschen bewusst wahrgenommen. Sie ist auch in der Wirtschaft angekommen. Um den Kaufkraftverlust zu kompensieren, verlangen die Arbeitnehmer höhere Löhne. Die Unternehmen müssen dann höhere Preise verlangen, damit die gestiegenen Lohnkosten nicht zu einem Einbruch ihrer Gewinne führen. Wenn sich hohe Inflationserwartungen in den Köpfen der Menschen fest verankert haben und ihre Lohnforderungen mindestens einen Inflationsausgleich verlangen, jagen die Löhne die Preise und diese wiederum die Löhne. Genau dieses „Problem“ sorgt aus unserer Sicht nicht für einen schellen Rückgang der Inflation.

Denn: ist dieser Prozess erst einmal in Gang gesetzt, lässt sich die Dynamik nur noch schwer stoppen. Noch wäre es verfrüht, von einer echten Lohn-Preis-Spirale zu sprechen, die sich über mehrere Lohnrunden etablieren muss. Wir nähern uns jedoch einem Kipp-Punkt, ab dem es den Zentralbanken sehr schwerfallen wird, den Trend zu brechen und die angestrebte Inflationszielmarke von 2% auch nur annähernd zu erreichen.

Für den Moment scheint die Politik der US-Notenbank FED aufzugehen – mit der jüngsten Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte hat die FED ihre Entschlossenheit demonstriert. Eine Vorgehensweise, die in Europa nicht 1:1 umsetzbar ist. Die hohe Verschuldung vieler europäischer Mitgliedsstaaten lässt einfach keine großen Zinsschritte zu. Oft wird in diesem Zusammenhang auf die Notenbankpolitik der USA Anfang der 80er Jahre verwiesen. Damals stieg die US-Inflation auf mehr als 14 Prozent und die Notenbank erhöhte den Leitzins auf heute unvorstellbare 20 Prozent! Ende 1982 lag die Inflation dann bei vier Prozent. Der Leitzins betrug zu diesem Zeitpunkt immer noch stolze 8,5 Prozent, was einen Realzins von 4,3 Prozent bedeutete. Dieses Manöver war jedoch nur möglich, weil die Staatsverschuldung in den USA damals weniger als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betrug und nicht 125 Prozent wie heute.

Die aktuell hohen Staatsverschuldungen machen es unmöglich, die gleiche Taktik wie in den 80er Jahren anzuwenden. Zinsen oberhalb der Inflationsrate, die früher erforderlich waren, um den Preisauftrieb zu drücken, sind heute bei Inflationsraten von sieben oder acht Prozent nicht mehr denkbar. So bleibt nur die Hoffnung, dass der angebotsseitige Inflationsdruck wieder abnimmt und die Inflation von sich aus den Rückzug antritt.

Die Börsen haben den Rückgang der Inflation positiv aufgenommen. Von der Erwartung, die Inflation könnte genauso schnell fallen, wie sie zuletzt angestiegen ist, sollte man sich jedoch verabschieden.

Ein sonniges Wochenende wünscht Ihr Stansch-Team

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