Schwankungen: Der Preis der Geldpolitik

In dieser Woche standen wieder die Notenbanken im Fokus. In Amerika hat die Notenbank FED erwartungsgemäß den Leitzins um 0,5% angehoben. Auch die weiteren Zinsschritte sollen in diesem Rahmen ablaufen. Der Notenbankpräsident Powell schloss es aus, die Zinsen in Zukunft um 0,75% oder mehr zu erhöhen. Das sorgte am Mittwoch für Erleichterung an den Börsen. Die Indizes schossen nach oben, bevor sie am Donnerstag wieder in den Sinkflug gingen. Aber was war der Grund für den extremen Stimmungswechsel?

Obwohl Jerome Powell eine höhere Zinsanpassung ausgeschlossen hat – und damit die Angst vor einer aggressiveren Geldpolitik aus dem Markt genommen hat – wurden die Signale sehr widersprüchlich aufgenommen. Ein Muster, das wir übrigens schon seit längerer Zeit beobachten können: Die Kapitalmärkte sind zunächst impulsiv – sortieren sich anschließend aber nochmal.
Am Donnerstag machte sich dann die Sorge breit, dass die FED nicht hart genug vorgeht und damit die USA in eine Phase der Stagflation {eine Kombination aus schrumpfender Wirtschaft und Inflation} abrutschen könnte.

Wir sind momentan in einem Zeitraum, in dem Investoren zu viele Themen verarbeiten müssen: Die Pandemie, der Krieg, der Lockdown in China…. Zudem kommen Unternehmenszahlen, die unter der Gemengelage leiden oder für zu optimistische Prognosen bestraft werden. Zu Letzteren gehören viele Technologie-Werte, die einfach auf ein Bewertungsniveau zurückkehren, das auch gerechtfertigt ist. Im Zuge der Pandemie wurden einige Unternehmen stark überbewertet und können die Erwartungen jetzt nicht rechtfertigen.

Wir schauen auf den schlechtesten Jahresstart des amerikanischen S&P 500 seit 1939. Für die Technologiebörse Nasdaq ist es sogar der schlechteste Start seit Beginn der Aufzeichnungen. Erschwerend kommt dabei für Anleger hinzu, dass Anleihen vor allem wegen der Erwartungen bezüglich der Zentralbanken keinen Schutz vor Kurseinbrüchen bei Aktien bieten konnten. Allein im April verloren globale Anleihen 3,8% an Wert – seit Jahresbeginn 9,5%. Das hat es seit Mitte der 70er Jahre nicht mehr gegeben.

Schwankungen sind der Preis, den Anleger momentan zahlen müssen, wenn sie eine realistische Chance auf einen jährlichen Inflationsausgleich erhalten wollen. Es gibt keine Alternative zu diesem Vorgehen und eine breite Depotstruktur hat trotz der schlechten Rahmenbedingungen eine gewisse Stabilität gezeigt.

Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte sind wir zuversichtlich, dass sich ggfs. einige Einflussfaktoren auflösen. Das Vorgehen der Notenbanken könnte mittlerweile schon eingepreist sein und von Sitzung zu Sitzung transparenter werden. Vielleicht ist auch der temporäre Lockdown in China erfolgreich und die Öffnung findet schneller statt als vermutet. Anleger, die in den momentanen Phasen an ihrer Strategie festhalten, werden dann belohnt werden.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihr Stansch-Team

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