Öl ins Feuer

Die geopolitischen Verwerfungen haben immer größere Auswirkungen auf die Staatschulden und die Inflation. Letztere ist im März auf 7,3% gestiegen! Man hat das Gefühl, es brennt und irgendwer kippt immer neues Öl ins Feuer.

Für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, sind hohe Staatsschulden, ein voraussichtlich anhaltend niedriges Wachstum der Weltwirtschaft, niedrige Zinsen und die seit einiger Zeit deutlich gestiegene Inflation absolut relevant. In einem solchen Umfeld ist allein der reale Werterhalt des Vermögens alles andere als profan; es braucht unseres Erachtens ein robustes Portfolio mit starken, widerstandsfähigen Unternehmen. Denn: Die aktuellen Entwicklungen beschleunigen Trends, die noch am Anfang des Jahres keiner in diesem Umfang erwarten konnte.

Einerseits dürfte der Krieg die Staatsschulden in vielen Ländern weiter erhöhen. Andererseits wirkt der Krieg wie ein Brandbeschleuniger auf die Inflation, was verschiedene Regionen unterschiedlich treffen dürfte. Während sich Europa vor allem für höhere Energiepreise wappnet, werden in vielen Schwellenländern wohl die steigenden Weizenpreise zum Problem. Vor allem im arabisch geprägten Raum, wohin ein Gutteil des Exportweizens aus der Ukraine bisher geliefert wurde, ist der Brotpreis ein sehr sensibles Thema. Ägypten hat daher angekündigt, diesen Preis einzufrieren. Denn ist er zu hoch, kann das die politische Stabilität in manchen politisch ohnehin fragilen Ländern gefährden.

In Europa und den USA haben die Energiepreise bereits vor dem Angriff von Putins Truppen deutlich zugelegt und die Inflation in die Höhe getrieben. Mit den mit diesem Krieg verbundenen Wirtschaftssanktionen dürfte der Preisdruck vor allem in Europa noch einmal deutlich steigen. Auch den Gewerkschaften ist damit klar: Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Höhere Tarifabschlüsse und Zweitrundeneffekte rücken in den Fokus. Und diese wiederum sorgen dann dafür, dass sich das hohe Inflationsniveau weiter verfestigt.

In dieser kritischen Situation werden die europäischen Staaten nicht aufhören, die Wirtschaft zu unterstützen – die Exportindustrie zum Beispiel. Zudem werden irgendwann Aufbauhilfen für die kriegsbedingten Zerstörungen in der Ukraine gebraucht. Es gibt also wenig Hoffnung, dass sich an der expansiven Ausgabenpolitik in der Eurozone etwas verändert. Trotz der voraussichtlich also höheren Inflation werden die Realzinsen daher unseres Erachtens auch auf Dauer niedrig bleiben müssen. Konkret bedeutet das: Bei der derzeitigen Inflationsrate von 7,3% verliert ein Kontoguthaben von 100.000 Euro in 10 Jahren über 50% an Kaufkraft. Oder anders gesagt: Wenn Sie sich heute ein Auto für 100.000 Euro kaufen, müssen Sie in 10 Jahren über 200.000 Euro dafür bezahlen.

Angesichts von Krieg, Sanktionen und anhaltend hoher Inflation sind Abstriche auch beim globalen Wachstum zu erwarten. Viel ist derzeit von Stagflation zu lesen – also davon, dass die Wirtschaft trotz hoher Inflation, wie in den 1970er Jahren, nicht mehr wächst oder womöglich sogar schrumpft. Das Heilmittel lag damals in einem Zins, der die Inflation überstieg. Doch damit ist jetzt aus den o.g. Gründen nicht zu rechnen.

Was bedeuten diese Veränderungen nun für Anleger? Angesichts der negativen Realzinsen ist es keine gute Idee, Geld einfach nur „zu parken“ oder in klassische Anleihen zu investieren, die bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden sollen. Damit würden Anleger derzeit oft nicht nur real gesehen Geld verlieren. Oder wie Warren Buffett es einmal formuliert hat: „Das größte Risiko ist, nicht investiert zu sein.“

Aber auch der breite Aktienmarkt ist unseres Erachtens derzeit nicht die Lösung. Nur sorgfältig ausgewählte Titel von Unternehmen, die über Preissetzungsmacht verfügen, bieten bei einer drohenden Stagflation langfristig noch Chancen. Solvenz, Flexibilität, ein integres Management und attraktive Geschäftsmodelle – darauf kommt es an. Von Unternehmen, bei denen die Entwicklung stark von der Konjunktur abhängig ist, raten wir dagegen eher ab. Hier drohen – nicht nur im aktuellen Umfeld – immer wieder veritable Kursausschläge. Und physisches Gold ist und bleibt eine attraktive Versicherung im Depot. Nur mit einer solchen Aufteilung ist diese Phase – mit Blick auf das Depot – zu meistern. Auch wenn es immer wieder Leute oder Staaten geben wird, die Öl ins Feuer gießen.

Ein schönes Schneewochenende wünscht Ihr Stansch-Team

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