Turbulente Woche

Das Zinsgespenst ist zurück und die Börsen legten in dieser Woche den Rückwärtsgang ein. Aufgrund diverser Einflussfaktoren sind die Anleiherenditen von 10jährigen US-Staatsanleihen auf über 1,5% gestiegen. Dies hat die Anleger kurzfristig verunsichert und bei den zuletzt sehr stark angestiegenen Technologiewerten wurde Kasse gemacht. Aber reicht dieser temporäre Anstieg für einen längerfristigen Rückgang…? Wir wollen uns dem Thema in diesem Beitrag einmal annehmen:

Wer heute dem amerikanischen Staat sein Geld leiht, bekommt dafür deutlich mehr Zinsen als noch vor einem halben Jahr. Grund für die rasant steigenden Renditen sind höhere Inflationserwartungen und eine tatsächlich ansteigende Inflation.

Steigende Anleiherenditen sind für Aktien die gefährlichste Konkurrenz. Je mehr Rendite es für Anleihen gibt, desto mehr Anleger werden ihr Geld in die vermeintlich sicherere Anlage umschichten. Erst recht bei jeder schlechten Nachricht aus den Unternehmen. Das setzt den Börsen zu. Aber ist dies ein Grund für einen Crash? Die zuletzt steigenden Renditen bei den Anleihen reichen aus unserer Sicht nicht, um den Aufschwung zu stoppen. Denn die Zinsen werden nachhaltig nur dann weiter steigen, wenn die Notenbanken mitziehen und ihre auf null herabgesetzten Leitzinsen erhöhen. Das tun sie aber nicht, sondern halten mit aller Kraft dagegen.

Seit der Finanzkrise 2009 haben sich die Währungshüter aller großen Industriestaaten in eine Zins-Zwickmühle hineinmanövriert, aus der sie nicht mehr herauskommen. Faktisch können sie nicht an der Zinsschraube drehen, ohne flächendeckende Schäden zu hinterlassen. Ein Zinsanstieg würde nicht nur die hoch verschuldeten Staaten an den Rand des Bankrotts bringen sondern auch viele Unternehmen und private Haushalte. Obendrein sind die Notenbanken mittlerweile die größten Gläubiger der Staaten, da sie in der Vergangenheit im großen Stil deren Staatsanleihen gekauft haben.

In den USA verdoppelte sich die Staatsverschuldung in zehn Jahren von 14 auf 28 Billionen Dollar. Länder wie die USA und Japan oder Spanien und Italien in Europa sind inzwischen so hoch verschuldet, dass sie jährliche Zinslasten von vier oder sechs Prozent, wie sie früher üblich waren, nicht mehr stemmen können. Die Zinslast wäre zu hoch.

Viele Investoren wissen um dieses Dilemma und werden deshalb aus den Aktienmärkten nicht nachhaltig aussteigen. Eben weil es keine nachhaltige Zinswende nach oben geben wird. Erst wenn diese Sichtweise ins Wanken gerät, sind die Börsen nicht mehr nur anfällig für Rückschläge, sondern auch für längerfristig sinkende Kurse. Doch solch ein Paradigmenwechsel ist in den kommenden Jahren nicht in Sicht.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

 

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