Der Goldpreis markiert neue Rekorde und steht heute höher, als in den Jahren nach der Finanzkrise 2008. Dabei scheint es momentan irrelevant zu sein, dass die Aktienmärkte mittlerweile auch wieder einen deutlichen Anstieg vollzogen haben. Die alte Regel, dass Gold steigt, wenn die Aktienmärkte fallen, ist außer Kraft gesetzt.
Die Hilfs- und Konjunkturprogramme der Regierungen haben einen Kollaps der Wirtschaft verhindert – der Preis dafür ist allerdings gigantisch. Weltweit belaufen sich die haushaltswirksamen Fiskalmaßnahmen auf mehr als fünf Billionen US-Dollar, die durch Staatsgarantien in Höhe von rund 3,7 Billionen US-Dollar ergänzt werden. Und bei Bedarf werden die Staaten nachlegen, was angesichts des Zinsniveaus zum Nulltarif finanzierbar ist. Damit sind die Notenbanken Gefangene ihrer ultralockeren Zinspolitik und dazu verdammt, die Welt mit billigem Geld zu versorgen und im Notfall stützend einzugreifen – ohne eine zeitliche Eingrenzung.
Aber zurück zum Gold: Gold markierte in Euro wie auch in US-Dollar zuletzt ein neues Allzeithoch. Der häufig genannte Grund, Gold sei ein Krisengewinner, dient als Erklärung. Nur reicht das aus? Im Umkehrschluss müsste Gold ja auch wieder fallen, wenn Corona „besiegt“ wurde oder das Risiko rund um Covid-19 in unserem Alltag zur neuen Normalität geworden ist. Wir glauben, dass das Edelmetall so eine hohe Nachfrage erfährt, liegt vielmehr an den zu erwartenden Folgen der Krise. Insbesondere scheinen immer mehr Investoren das dauerhaft niedrige Zinsniveau und die Liquiditätsschwemme der Notenbanken neu zu bewerten und aus diesem Grund Gold zu kaufen. Denn das Edelmetall ist als liquider Sachwert ein perfekter Inflationsschutz. Allein im ersten Halbjahr 2020 haben Gold-ETFs nach Angaben des World Gold Council 734 Tonnen Gold erworben – mehr als im gesamten bisherigen Rekordjahr 2009. Dies spiegelt eine sukzessiv steigende Investorennachfrage wider, die weniger mit der Corona-Krise an sich als mit deren Folgen zu tun haben dürfte. Der extreme Anstieg der Staatsverschuldung, das Dauertiefzinsumfeld und ein sehr wahrscheinliches Comeback der Inflation machen Gold als „Krisenmetall“ für viele Anleger attraktiv.
Bereits seit 2004 ist Gold ein fester Bestandteil in unseren Strategien. Damals lag der Goldpreis bei 350 US-Dollar! Trotz neuer Höchststände hat das Edelmetall für uns nicht an Attraktivität eingebüßt und wir scheuen uns auch nicht, bei jetzt 2.000 US-Dollar pro Unze Käufe vorzunehmen. Es bleibt für uns eine Versicherung gegen bekannte und unbekannte Risiken. Und so sollte es auch in einer sinnvollen Anlagestruktur gesehen werden. Anleger dürfen langfristig von Gold nicht mehr erwarten, als den realen Erhalt des Vermögens. Und das wäre in zinslosen Zeiten ja schon mal ein Wort.
Ein schönes Wochenende wünscht
Ihr Stansch-Team