Die Corona-Krise hat vieles schlagartig verändert – auch den Stellenwert des Bargelds als Zahlungsmittel. Wie geht es weiter?
Bargeld lacht – immer seltener in Zeiten von Corona. Denn der zunehmende Online-Konsum und die hygienischen Vorteile des kontaktlosen Zahlens beschleunigen nun auch in Deutschland einen Trend, der in vielen anderen Ländern schon länger zu beobachten ist: den schrittweisen Abschied vom Bargeld.
Die Abschaffung des Bargelds wird aktuell getrieben von der Absicht, mögliche Ansteckungsquellen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Es ist zu erwarten, dass auch nach dem Ende der Corona-Pandemie die Verbraucher nicht mehr im bisher gewohnten Umfang zum Zahlen mit Bargeld zurückkehren werden. Und je weniger Bargeld es gibt, desto schwieriger wird es für die Menschen, ihr dann nur noch digital auf dem Konto liegendes Geld beispielsweise vor Negativzinsen zu schützen.
Die Corona-Krise hat den Menschen neben der Sorge um die eigene Gesundheit auch ihre finanzielle Verletzlichkeit vor Augen geführt. Bei vielen wächst die Erkenntnis, dass man von heute auf morgen ohne eine eiserne Reserve finanziell sehr schnell auf dem Trockenen sitzen kann. Diese Erkenntnis kann sich unseres Erachtens in Zukunft auf Konsum und Investitionen auswirken. Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit dürften viele Menschen sich bei den ursprünglich geplanten Ausgaben zurückhalten: Der Urlaub wird, wenn nicht abgesagt, so doch verschoben. Das alte Auto fährt vielleicht auch noch ein Jahr länger und der Fernseher oder das Handy funktionieren ja auch noch.
Eine ähnliche Zurückhaltung dürfte es auch in vielen Unternehmen geben: Viele Unternehmer mussten schmerzlich erfahren, dass sie eine Durststrecke nur überstehen können, wenn ihr Unternehmen über genügend Substanz und Liquidität verfügt und nicht unter einem hohen Schuldenberg ächzt. In Zukunft könnten Unternehmen also durchaus erst einmal ihre finanziellen Reserven aufbauen oder wieder auffüllen, anstatt umfangreich in neue Projekte zu investieren.
Mittelfristig könnte die Inflation zurückkehren
Nach den Verwerfungen ab Ende Februar sind die Aktienmärkte wieder gestiegen, obwohl uns die tiefste Rezession der Geschichte erwartet. Hintergrund hierfür sind eine allmähliche Öffnung nach niedrigeren Infektionszahlen im Zuge der konsequenten Lockdowns, die massiven Rettungsmaßnahmen der Notenbanken und Regierungen, aber vor allem die mangelnden Alternativen zu Sachwerten.
Denn durch die Hilfspakete dürfte es unseres Erachtens auf Jahre hinaus bei den Null- und Negativzinsen bleiben. Zugleich trifft eine enorm gestiegene Geldmenge auf eine voraussichtlich schrumpfende Produktion. Wir rechnen langfristig mit einer höheren Inflation. Diese würde die Finanzrepression, also Kaufkraftverluste von Nominalwert-Vermögen {wie klassische Anleihen und Sparprodukte} bedeuten. Daher bleiben unseres Erachtens Sachwerte wichtig und hier vor allem Qualitätsaktien und Gold (direkt oder indirekt).
Wie wirkt sich diese Konsum- und Investitionszurückhaltung auf den Wert des Geldes aus? Bleiben die Preise stabil oder sinken sie etwa, weil die Unternehmen mit niedrigeren Preisen um Kunden kämpfen? Wie im Vorfeld schon geschrieben, erachten wir eine Rückkehr der Inflation auf lange Sicht als nicht unwahrscheinlich. Vielleicht nicht einmal in erster Linie, weil die Liquiditätsschwemme der Fiskal- und Geldpolitik auf geschrumpfte Kapazitäten trifft. Sondern auch deshalb, weil die Rückverlagerung von Produktions- und Lieferketten aus dem Ausland die Kostenvorteile der Globalisierung teilweise umkehrt und die Produktionskosten der betroffenen Güter erhöht.
Vor allem mittelfristig könnte dies ein nicht zu unterschätzender Treiber für die Konsumentenpreise sein. Das dürfte sich selbst dann nicht ändern, wenn die unmittelbare Auswirkung der Krise zunächst ein vorübergehender deflationärer Schock wäre, wie das zuletzt beim Absturz des Rohölpreises zu beobachten war.
Wir wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende!
Herzlichst, Ihr Stansch-Team