Im Jahr 2013 habe ich ein Buch mit dem Titel „Der größte Raubzug der Geschichte“ des Autorenduos Weik & Friedrich gelesen. Seitdem landen die beiden immer wieder Bestseller im Sachbuchsegment, indem sie sich konsequent dem Thema Crash verschreiben. Doch die Vorhersagen in den Büchern waren – bisher zumindest – zum Großteil falsch. Und auch die eigene Anlagestrategie von Weik & Friedrich, die mittlerweile in einen Fonds aufgeht, ist wenig empfehlenswert. Ich frage mich, warum es bei Sachbuchautoren niemanden zu interessieren scheint, ob die Empfehlungen nachhaltig waren. Wer den Ratschlägen der beiden „Finanzberater“ folgte, erlitt in den vergangenen Jahren einen realen Verlust, während kluge Anleger Vermögenswerte aufbauen konnten.
Das Warten auf den Crash
Wie bei allen Crash-Propheten besteht die „Hoffnung“, irgendwann einmal sagen zu können „Seht her, ich habe es doch gesagt“. An einigen Punkten geben wir Krisenpropheten auch Recht oder sehen ebenfalls eine Gefahr. Weik & Friedrich sahen 2012 den Euro am Ende und einen kommenden Kollaps des Finanzsystems, der den größten Crash aller Zeiten auslöst. Ihre Prognose „Der Crash kommt auf jeden Fall – nur wann, das können wir nicht sagen. Es kann noch zwei Wochen dauern, zwei Monate oder zwei Jahre.“ hat durch den „nur wann, das können wir nicht sagen“ Zusatz allerdings keinerlei Wert für Anleger. Das zeigt sich auch in dem Friedrich & Weik Wertefonds, der seit Auflage Anfang 2017 um insgesamt 3,6% zulegen konnte. Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities schaffte im selben Zeitraum 22,5%! Wer seit 2012 konsequent in den Flossbach Fonds investiert hätte, konnte sein Kapital fast verdoppeln!
Wir können nicht in die Zukunft sehen – aber wir können versuchen, sie positiv zu gestalten
Wie bereits in der letzten Woche in diesem Blog geschrieben, wissen wir nicht was als Nächstes kommt. Fakt ist aber, dass wir davon ausgehen müssen, dass die Welt sich weiterdreht. Und das führt zu Veränderungen – ob positiv oder negativ – die Chancen bieten. Wer allerdings heute den Status Quo nimmt, den Krisenpropheten folgt und in der Erwartung lebt, dass es ab sofort eigentlich nur schlechter werden kann, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in 10 – 15 Jahren zu den Verlierern zählen. Das lehrt uns die Geschichte von Krisenpropheten. Denn sie haben alle gemein, dass sie eben nicht über Dekaden am Markt sind, sondern irgendwann in der Versenkung verschwinden. Früher hatten sie es noch leichter, da Inaktivität nicht mit negativen Zinsen bestraft wurde. Heutzutage kosten Krisenstrategien bares Geld und sorgen mitunter für einen erheblichen Vermögensschaden. Ich halte persönlich überhaupt nichts davon, immer wieder an Krisen zu denken oder einer Meinung hinterherzulaufen. Man muss sein eigenes Weltbild entwickeln und darauf die Strategie anpassen. Das machen wir jetzt seit 1986 hier bei uns im Haus, und trotz einiger Krisen in diesem Zeitraum war es nur selten die bessere Lösung, nicht investiert zu sein.
Übrigens: Wie Anleger mit den Prognosen im Buch „Der größte Raubzug der Geschichte“ umgehen sollen, schreiben Weik & Friedrich auf Seite 84:
„Können Sie in die Zukunft sehen? Ich nicht! Mir ist völlig unklar, wie Banker, Analysten und sonstige sogenannte Experten es schaffen, in die Zukunft zu sehen. Leider ist es oftmals absoluter Humbug, den sie von sich geben.“
Dito, liebe Crash-Propheten!
Ein schönes Wochenende wünscht
Marcel Springer