Seit unserer Gründung im Jahr 1986 wird uns von vielen Kunden zum Jahresanfang die Frage gestellt: Was wird das neue Jahr so bringen? Wie wir in der letzten Woche an dieser Stelle bereits geschrieben haben, ist es für viele Anleger enorm wichtig, eine Timing-Strategie zu haben um nicht gegebenenfalls unmittelbar nach der Investition einen Rückgang hinnehmen zu müssen.
Es liegt wahrscheinlich in der DNA der Deutschen, dass sie eine gewisse Prognosesicherheit haben wollen und sich daher auch weiterhin Anlagen wie Tagesgelder {mit der sicheren Prognose, dass das angelegte Kapital am Ende weniger wert ist als vorher} oder auch Lebensversicherungen {bei denen am Ende nur noch die Einzahlungen abzüglich ein paar Kosten garantiert sind} weiterhin größter Beliebtheit erfreuen.
Wir wollen heute einmal mit dem Thema „Indexprognosen“ etwas aufräumen. Es ist schlichtweg nicht möglich, eine Prognose abzugeben, wo z.B. unser deutscher Aktienindex DAX in den nächsten 6 oder 12 Monaten steht. Jedes Jahr werden die Analysten der Banken gefragt: „Mensch, sagt doch mal, wo Ende 2020 der DAX steht.“ Heute stehen wir bei 13.157 Punkten – die Analysten der VP-Bank erwarten, dass Ende 2020 der Stand bei über 15.000 Punkten liegen wird und die des Société Générale prognostizieren 12.500 Punkte.
Ein gutes Beispiel, wie unsinnig Prognosen sind, zeigt die momentane Entwicklung mit dem Corona-Virus. Kein Analyst konnte zum 01.01.2020 voraussehen, dass in einer chinesischen Provinz eine Fledermaussuppe verkauft werden würde, die weltweit einen Virus in Umlauf bringt, der zum Teil tödlich endet. Diese Entwicklung zeigt sich natürlich auch an den Kapitalmärkten. Solange Unsicherheit herrscht, bleiben auch die Aktienmärkte zurückhaltend oder leicht negativ. Sobald allerdings ein Impfstoff gefunden wurde, der den Ausbruch der Krankheit verhindert oder die Symptome lindert, sorgt diese Nachricht wieder für einen Aufschwung.
Die Frage bleibt also, was es einem bringt, zu wissen, wo die Aktienmärkte in einem Zeitraum von 6-12 Monaten stehen, da es sich bei dieser Zeitspanne, zumindest für uns, um keinen für eine Anlage sinnvollen, sondern lediglich um einen spekulativen Zeitrahmen handelt.
Gehen wir einmal ins Jahr 2018 zurück: Stellen Sie sich vor, Sie hätten hier am Jahresanfang für sich die Prognose gestellt, dass die Gewinne der Unternehmen steigen, der Brexit verschoben wird und die Wirtschaft solide wächst – dies alles wären richtige Prognosen für das Jahr gewesen. Ende 2018 fürchteten Anleger jedoch dann auf einmal die nahende Rezession, die aus einem Stimmungsbild, das primär geführt von einem Handelsstreit war, ausgelöst wurde. Mitten in dieser Delle zum Jahresende lag der 31.12. und damit der Stichtag für viele Prognosen, die allesamt nicht eingetroffen sind. Obwohl alles so, wie gedacht, eingetreten ist und alle Befürchtungen jetzt zurückblickend übertrieben waren, schloss das Jahr 2018 negativ für die Aktienmärkte.
Viel wichtiger ist es doch, zu schauen, wie sich die Unternehmen langfristig entwickeln können und welche Branchen und Wirtschaftszweige vielleicht auch von politischen Entscheidungen profitieren. Und das ist dann auch genau der Grund, warum wir einen deutlichen Mehrwert bei aktiv gemanagten Fonds sehen. Für kurzfristige Zeiträume kann ein Index, wie oben beschrieben, durch verschiedene Einflüsse bewegt werden, die nicht fundamentaler Natur sind. Langfristig werden sich jedoch einzelne Unternehmen, die ein funktionierendes Geschäftsmodell haben, einen hohen Cash-Flow aufweisen und sehr solide aufgestellt sind, durchsetzen. Wir sind der Überzeugung, dass es zum Beispiel beim DAX nicht alle 30 Unternehmen sind, die für die Zukunft solide und gut aufgestellt sind. Daher ist es für eine nachhaltige Anlagestrategie sinnvoll, selektiv vorzugehen und guten Fondsmanagern, die sich jedes Unternehmen einzeln angucken und bewerten und daraus eine Strategie zusammensetzen, das Handeln zu überlassen.
Eine gut zusammengestellte Strategie wird sich langfristig auszahlen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob sie sich zu Stichtagen besser oder schlechter entwickelt hat als irgendein Index. Langfristig sind unsere Strategien so ausgerichtet, dass sie ein gutes Chancen-/Risikoverhältnis
haben und in nachhaltig aufgestellte Unternehmen investieren, von denen man erwarten muss, dass sie einen Mehrwert gegenüber vielen anderen Aktienunternehmen erwirtschaften.
Wenn Sie eine Prognose von uns erwarten, dann können wir heute sagen, dass viele weltweite Aktienindizes in 10 Jahren deutlich höher stehen als heute. Wer zudem den Fokus auf die guten Unternehmen legt und die schlechteren außen vor lässt, wird einen zusätzlichen Mehrwert erzielen können.
Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzlichst, Ihr Stansch-Team