Vermögensaufbau gelingt nur langfristig. Warum nehmen dann aber so viele Aktienkäufer kurzfristig Gewinne?
„Anleger sollten jetzt Gewinne mitnehmen“ – mit schöner Regelmäßigkeit taucht diese oder eine ähnliche Überschrift im Jahresverlauf in den Medien auf. Meist, nachdem es gute Unternehmenszahlen zu berichten gab oder es eine Zeitlang an der Börse gut gelaufen ist.
Verkaufen, nur weil der Kurs gestiegen ist?
Dieser Überschrift liegt ein gedanklicher Kurzschluss zu Grunde: Was steigt, muss auch wieder fallen, also lieber jetzt sofort Kasse machen. Das klingt einleuchtend und ist doch – aus Sicht eines langfristigen Investors – grundverkehrt. Denn wenn Sie in ein gut aufgestelltes Unternehmen investiert sind, dann macht es keinen Sinn, dessen Aktie zu verkaufen, nur weil der Kurs um 10, 20 oder 30 Prozent gestiegen ist. Als Investor müssen Sie dem Unternehmen Zeit geben sich zu entwickeln. Langfristig – nicht von heute auf morgen. Wie bei einer Immobilie.
Würden Sie ihr Haus verkaufen – weil es mehr wert ist?
Kein Mensch käme auf die Idee zu fragen, wie die Entwicklung des Immobilienmarktes im ersten Halbjahr 2019 gelaufen ist, um dann zu überlegen, ob er als Immobilienbesitzer jetzt die Gewinne aus der Wertsteigerung seiner Eigentumswohnung mitnehmen sollte. Menschen kaufen ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung mit einem Zeithorizont von 20, 30 oder mehr Jahren, viele auch direkt mit dem Ziel, sie später einmal an die Kinder zu vererben. Sicherlich freuen sie sich, wenn sie in der Zeitung lesen, welchen Wertzuwachs ihr Eigenheim erfahren hat. Aber deshalb verkaufen?
Denken und investieren Sie langfristig
Übrigens würde auch kein Journalist auf die Idee kommen, Immobilienbesitzern zur Gewinnmitnahme zu raten, nur weil der Wert gestiegen ist. Jeder Immobilienbesitzer würde sich fragen, ob er mit dem Verkaufserlös – wenn überhaupt – eine vergleichbare oder bessere Immobilie erwerben kann. Genauso sollte man auch bei der Aktienanlage – mithin auch ein Sachwert – vorgehen: Denken Sie langfristig und geben Sie dem erworbenen Unternehmen Zeit, seine Qualität zu zeigen. Und vor einem Verkauf sollten sich die Anleger fragen, ob sie mit dem Erlös ein anderes, besseres Unternehmen günstig erwerben können. Solange das nicht der Fall ist, ist ein Kursplus noch lange kein Grund für einen Verkauf. Sonst entpuppt sich die kurzfristige Gewinnmitnahme am langen Ende doch noch als Verlustgeschäft.
Was für Aktien gilt, sollte genauso bei Investmentfonds umgesetzt werden.
Wir wünschen Ihnen ein schönes, sonniges Wochenende
Ihr Stansch-Team