Strategie schlägt Taktik

Feierlich wurde am gestrigen Donnerstag mit einem Torspektakel die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland eröffnet. Die „Mission Titelverteidigung“ für unsere Deutsche Elf startet dann am Sonntag. Erfahrungsgemäß treten bei einem so großen Event viele andere Themen medial in den Hintergrund. Gestern hat die Europäische Zentralbank entschieden, dass die Zinsen weiterhin auf dem historischen Tiefstand verbleiben und dass dies auch noch sehr lange so andauern wird. Für viele Tageszeitungen war diese Meldung jedoch nur eine Randnotiz und kein näher zu erläuterndes Thema.

Die Kapitalmärkte haben die Entscheidung zumindest wohlwollend aufgenommen und der DAX konnte ordentlich zulegen und stieg im Laufe des Donnerstags wieder über die 13.000-Punkte-Marke. Einige Anleger haben dann immer den Wunsch, dieses Niveau mit einer Stopp-Loss-Order abzusichern. Bei der entsprechenden Depotbank hinterlegt man einen Prozentsatz, zu dem die Kapitalanlagen automatisch verkauft werden. Vom Klang her genau das, was ein Deutscher Anleger will: Stopp-Loss = Stopp des Verlusts. Irgendwie liegt es ja auch in der Natur eines jeden Menschen, dass man sich über Verluste nicht freut und diese daher auch beschränken oder – noch besser – komplett vermeiden möchte.

Doch was in der Theorie wie ein genialer Masterplan klingt, muss in der Praxis nicht zwingend hilfreich sein. Verluste durch eine breite Streuung zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen, ist eine sehr simple und effektive Maßnahme, um erfolgreich anzulegen. Gleichwohl ist dies nur schwer umzusetzen, denn intuitiv neigen wir dazu, es genau andersherum zu machen und uns dadurch gute Renditen zu ruinieren. Viele Deutsche Anleger wollen Gewinne mitnehmen, wenn der Anstieg rasch erfolgte und das erwirtschaftete Kapital dann sichern. Für langfristig orientierte Anleger ist daher das Setzen einer Stopp-Loss-Order nichts anderes als der Versuch, Market-Timing zu betreiben. Dabei kommt es immer wieder zu unkontrollierten Ein- und Ausstiegen, die keinerlei Mehrwert gegenüber einem geduldigen, breit aufgestellten und mit ruhiger Hand agierenden Anleger aufweisen.

Die Schwierigkeit beim Market-Timing liegt, wie schon oft geschrieben, nicht darin, den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg zu finden. Vielmehr besteht das Problem darin, den optimalen Wiedereinstiegszeitpunkt abzupassen. Dies ist selbst für Profis unmöglich. Viele Fondsmanager gehen daher sogar den umgekehrten Weg und platzieren Kauforders für gute Titel, die eventuell bei Marktschwankungen stärker zurückgefallen sind. Wenn die Überzeugung da ist, dass das entsprechende Unternehmen auch in Zukunft einen guten Stellenwert am Markt haben wird, ist dies nur sinnvoll.

Auch bei der Fußballweltmeisterschaft wird das Deutsche Team mit Höhen und Tiefen im Spiel und auch im gesamten Turnier zu kämpfen haben. Ob allerdings das Trainerteam um Jogi Löw nach einem schlechteren Spiel sämtliche Strategien über Bord wirft und fortan nur mit der Brechstangentaktik agiert, ist zu bezweifeln. Löw wird auf sein Team vertrauen {so wie wir auf die von uns ausgewählten Fondsmanager} und ist davon überzeugt, dass nach einer Schwächephase auch wieder die Gegenbewegung kommen wird. Sollte Deutschland dann am Ende Weltmeister werden, sind die schwachen Partien schnell vergessen. Erinnern Sie sich an 2014 zurück – hier ist sicher für jeden in erster Linie das 7:1 gegen Brasilien und das Tor von Mario Götze im Finale präsent. Das Achtelfinale von Deutschland gegen Algerien, das man letztlich 2:1 gewinnen konnte, war alles andere als ein fußballerischer Leckerbissen und ist mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.

Fazit: Erfolgreich wird nur der sein, der einer guten Strategie treu bleibt. Wer allerdings seine Pläne immer wieder durch die oben genannten taktischen Aktionen über den Haufen wirft, wird zwar zwischenzeitlich glücklich sein, die Rückgänge nicht durchstehen zu müssen und an der Seitenlinie zu parken. Langfristig wird die Entwicklung jedoch sehr enttäuschend sein.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die Fußball-WM und senden die besten Grüße aus Bückeburg.

Ihr STANSCH-Team

 

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