Dieter Stansch wurde kürzlich zu den aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten interviewt. Dies wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Lesen Sie, wie wir im Hause Stansch die gegenwertige Situation bewerten und was wir in der Zukunft erwarten.
Welche Gründe haben Sie für die aktuelle Konsolidierung an den Aktienmärkten ausgemacht?
Nach 9 Jahren Hausse sind Konsolidierungen nicht ungewöhnlich. Mögliche Zinssteigerungen, Handelskriege und Gewinnmitnahmen führen zu Kursrückgängen. Die Medien berichten gern über negative Faktoren, die Angst verursachen. „ Soll ich jetzt noch Aktien kaufen? ist die Standardfrage vieler Journalisten … Meine Standardantwort: Natürlich, warum denn nicht? Wir wissen, dass Volatilität der Normalzustand an den internationalen Börsen ist. Zwischenzeitliche Kursrückgänge, z.B. im DAX um mehr als 10 Prozent, sind eher die Regel als die Ausnahme und gehören einfach dazu. Für den langfristig agierenden Investor spielen sie im Grunde keine Rolle und sind auch eher eine Chance zum günstigen Nachkauf als ein Risiko.
Wenn man die aktuellen Wirtschaftsdaten betrachtet, geht es der Weltkonjunktur doch gar nicht schlecht. Machen sich die Anleger möglicherweise unnötig viele Sorgen?
Eine gewisse Skepsis oder auch Sorge ist natürlich kurzfristig angebracht. Die Weltwirtschaftsdaten sind aber weiterhin eher positiv. Die Bewertung vieler Qualitätsaktien ist moderat und nicht zu teuer. Entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Aktienmärkte sind die Vergleichszahlen von Zinspapieren und Immobilien. Wenn ich das Zinsniveau deutscher Staatsanleihen in Relation zu den besten Dax-Werten betrachte, komme ich zu dem Ergebnis, dass speziell deutsche Aktien eher unterbewertet sind. Stellen Sie sich einen Grossinvestor vor, der die Wahl hat, in erstklassige Aktien mit Dividendenrenditen von über drei Prozent zu investieren oder in Staatsanleihen zu 0,5 Prozent p.a. – wie wird sich dieser Investor entscheiden? Bei einer mittel- bis langfristigen Betrachtungsweise sehe ich daher am Aktienmarkt weiterhin gute Aussichten.
Aber am Anleihenmarkt sind die Renditen Anfang 2018 gestiegen – das hat doch Einfluss auf die Aktien?
Die 3 Prozent bei 10jährigen US-Staatsanleihen waren ein psychologisches Ereignis, das kurzfristig zu fallenden Aktienkursen führte. Größere Zinsanstiege oder gar eine Zinswende mit Renditen oberhalb der 4 Prozent Marke sehe ich nicht. Für den in den USA hochverschuldeten privaten Sektor und auch Teile der Wirtschaft wären höhere Zinsen Gift und würden die Konjunktur eintrüben. Ich schließe nicht aus, dass die langfristigen Zinsen auch wieder unter die drei Prozent Marke fallen werden.
In Europa sind stark ansteigende Zinsen kaum vorstellbar. Der europäische Süden wird durch die Niedrigzinspolitik von EZB-Präsident Draghi künstlich am Leben gehalten. Stellen Sie sich einmal vor, Italien müsste für seinen riesigen Schuldenberg in einem Jahr nicht mehr ein Prozent, sondern drei Prozent wie in den USA bezahlen. …Ein Staatsbankrott mit unabsehbaren Folgen für den Euro und die Europäische Union käme dann in den Bereich des Denkbaren.
Kurzum: Die deutschen Sparer sollten nicht davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren wieder Anleihe- oder Sparzinsen von mehr als 2 Prozent auf den Kontoauszügen stehen. Der europäische Anleihemarkt ist für mich eine riesige Blase und die Bewertungen im Vergleich zu den Aktienmärkten historisch hoch und ungesund.
Blick nach vorn: Wie wird es an den Aktienmärkten nach den Kursrückgängen aus Ihrer Sicht weitergehen?
Nach einer 9jährigen Hausse an den Aktienmärkten wird natürlich auch hier die Luft dünner. Eine selektive Aktienauswahl wird in den nächsten Jahren von entscheidender Bedeutung für den Investor sein. Derzeit konzentrieren wir uns auf erstklassige Vermögensverwalter, denen wir das Kapital unserer Kunden anvertrauen. Eine individuelle Vermögensstrategie wird auch in der folgenden Dekade zu Renditen deutlich oberhalb des Rentenmarktes führen. Wer strategisch denkt, wird mit einem selektiven Aktiendepot auch in den nächsten 10 Jahren gute Gewinne einfahren.
Welchen Regionen und Sektoren bevorzugen Sie?
Der Europäische Aktienmarkt ist weiterhin interessant – ebenso Small-und Midcaps. Ausgesuchte Aktien aus den Wachstumsregionen der Emerging Markets sollten ebenfalls in keinem Depot fehlen. Der Euro ist wie ein Patient auf der Intensivstation. Gelddrucken soviel notwendig ist, keine richtigen Reformen und die fehlende politische Union sollten weiterhin zur Vorsicht mahnen. Eine Auswahl von Hartwährungen sorgt daher ebenfalls zur Absicherung im Depot. Wenn dann noch physisches Gold in Höhe von mindestens 10 Prozent das Depot ergänzt, kann sich der Investor beruhigt zurücklehnen. Sollte es durch die europäische Verschuldung zu einer echten Eurokrise kommen, wird sich die Goldversicherung im Depot auszahlen. Aber auch ohne Krise sehe ich in den nächsten Jahren eine höhere Goldbewertumg. Dies wäre dann eine sinnvolle Versicherung fürs Depot, die nichts kostet und sogar noch die Chance auf eine Wertsteigerung ermöglicht.