Bezugnehmend auf unseren Blog-Eintrag vom 13.04.2018 greifen wir aus aktuellem Anlass noch einmal das Thema Zinsen auf. In dieser Woche ist es seit langer Zeit erstmals wieder passiert, dass die Rendite für 10jährige US-Staatsanleihen auf 3% kletterte. Die Aktienmärkte sahen darin kurzfristig eine Gefahr und sackten ein Stück weit ab. Sofort kam die Frage auf: Ist sie nun doch da, die Zinswende?…
Wir bleiben bei unserer Meinung: eine Zinswende haben wir auch in dieser Woche nicht sehen können. Nachdem die 3%-Marke einmal getestet wurde, fiel die Rendite auch schnell wieder unter 3%. Somit handelte es sich lediglich um eine Schwankung und nicht um eine Trendwende. Auch die Aktienmärkte, die zunächst etwas mit Sorge reagierten, hakten das Thema schnell ab und drehten bereits am darauffolgenden Tag wieder ins Plus.
Einen positiven Nebeneffekt hatte der Anstieg der 10jährigen US-Staatsanleihen für uns doch – der zuletzt sehr starke Euro-Kurs {gegenüber dem US-Dollar} korrigierte im Zuge dieser Ankündigung deutlich und fiel von zuletzt 1,24 US-Dollar pro Euro auf unter die Marke von 1,21 US-Dollar. Wie schon oft erwähnt, ist es für Europäer, die eine weltweite Anlagestrategie verfolgen, gut, wenn der Euro an Stärke verliert und die Währung, in die investiert wurde, aufwertet.
Als hätte man die Termine aufeinander abgestimmt, hatte auch die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihre Sitzung und musste zu dem Thema Stellung beziehen. EZB-Präsident Mario Draghi machte noch einmal deutlich, dass es für ihn im vorherrschenden Umfeld keinen Spielraum für Zinserhöhungen gibt. Er hält die geldpolitischen Eingriffe der Zentralbank weiterhin für erforderlich.
Die im Oktober 2018 auslaufenden Anleihen-Kaufprogramme sollen ja, wie bereits im Vorfeld schon bekannt war, nicht verlängert werden. Draghi sagte aber in seiner Stellungnahme, dass das Nullzinsniveau noch weit über das Ende der Anleihen-Käufe hinaus auf dem aktuellen Niveau verbleiben wird. Weiterhin ist es für die europäischen Währungshüter ein großes Ziel, die Inflation auf die Marke von 2% zu treiben. Aktuell liegen wir nur bei 1,3%.
Des Weiteren sahen die Zentralbankmitglieder mit großer Sorge auf die Entwicklung in den USA und den zunehmenden Protektionismus unter Präsident Donald Trump. Sie haben sich daher auch für die nächste Sitzung offen gelassen, ob man im Oktober die Anleihen-Käufe einstellt und damit versucht, die Interventionen in die Märkte zu stoppen, oder ob man zunächst wie bisher fortfährt. Sollte es der Europäischen Zentralbank nicht gelingen, ihr Programm in diesem Jahr auslaufen zu lassen, wird die Wahrscheinlichkeit für kleinere Zinsanstiege im Jahr 2019 deutlich geringer.
Wie es auch kommen wird: von einer Zinswende werden wir auch im kommenden Jahr nicht sprechen. Dies gilt für Europa und auch die USA. Wir bleiben daher bei unserer Überzeugung, dass die Zinsen in den nächsten Jahren nicht attraktiver sein werden als die Renditen am Aktienmarkt.
Wir wünschen Ihnen ein sonniges Wochenende und senden beste Grüße aus Bückeburg
Ihr Stansch-Team